Schwarznasen kupieren oder nicht? 

Die haben ja Schwänze..... so habe ich letzthin jemanden über die Schwarznasen sagen hören und musste schmunzeln. 

Natürlich haben sie das. Oftmals fällt das weniger auf, weil die Schwänze zurück geschnitten - kupiert werden und nicht mehr gar so lang sind. Bei Hunden ist diese Praxis schon seit längerem verboten. 

Und ja, der Aufschrei nach Natürlichkeit und Unversehrtheit der Tiere ist bei vielen Tierfreunden gross und so wird das kupieren oft heiss diskutiert. Vielen fehlt jedoch tatsächlich die Nähe zur Natur und der Bezug zur wirklichen Praxis, so dass die sachlichen Vorteile einer Kupierung bei den Schafen nicht zur Sprache kommen. 

Ein Biobetrieb darf keine Kupierungen vornehmen. Für viele Schafhalter ist genau das ein grosser Grund, sich nicht für Bio anzumelden, obwohl sie ansonsten die Auflagen erfüllen würden.

In der Schweiz besagt das Gesetz, dass Lämmer bis zum 7. Tag ohne Schmerzausschaltung kupiert werden dürfen, After und Zucht müssen gut bedeckt sein. Meistens geschieht das mittels eines Gummiringes, die Schwanzspitze fällt nach einigen Tagen ab.

Häufig werden auch nur die Lämmchen kupiert, welche für die Zucht in Frage kommen.

Pro und Contra für das Kupieren der Schwänze bei Schwarznasenschafen

Pro kupieren:

  • lange Schwänze sind stärker mit Kot beschmutzt, wodurch Befall von Fliegenmaden begünstigt wird.
  • lange Schwänze bieten Fuch, Luchs und Wolf eine bessere Angriffsfläche
  • in den Alpen können lange Schwänze eher zwischen Geröll und Felsen eingekleppt werden
  •  das Scheren ist bei langen Schwänzen aufwändiger und Verletzungsgefahr in diesem Bereich grösser. Insbesondere wenn Kotklunker daran hängen.

Contra kupieren:

  • die Lämmchen erleiden Schmerzen und Stress durch den Kupiervorgang  

In einem Forschungsprojekt wurden die Schmerzen bei Kupierung einwandfrei nachgewiesen. Entscheidend ist aber insbesondere die Länge, auf die kupiert wird.

Je kürzer kupiert wird (bis auf 7cm Länge), umso grösser sind die Schmerzen. Eingesetzte Schmerzmittel konnten das nur geringfügig verbessern. Das Kupieren auf eine Schwanzlänge von 15 cm, ca. auf Höhe des Sprunggelenks, zeigte sich dagegen in den Kupierversuchen als "nicht belastend".

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

Es ist somit jedem Bauern frei gestellt, wie er dies handhaben will, den gesetzlichen Auflagen entsprechend. Wichtig ist zu bedenken, dass die Schwarznasen eine langschwänzige Schafsrasse ist, insbesondere verstärkt durch die langfaserige Wolle. Es gilt sorgfältig abzuschätzen ob die Schmerzen durch das Kupieren im Verhältnis sind zu den Gefahren und Auswirkungen durch die langen Schwänze.

Gerade Durchfall ist beim Anweiden im Frühling und auf der Alpe oft nicht zu vermeiden. Und regelmässiges Waschen ist sehr arbeitsintensiv und auch Stress für die Tiere.

Diskutiere gerne im Kommentar mit, wie du es siehst.

Bäähsondere Grüsse
Fabienne


P.S: Kennst du schon mein Buch über die Schwarznasen?

Fabienne Truffer


Fabienne Truffer lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Mädchen und einer Herde Schwarznasenschafen in einem kleinen Walliser Bergdörfchen. Entdecke auch ihre Homepage: www.fadenkorb.ch

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